Inklusion im Triathlon: Christopher Bartlewski über seinen Weg zum Triathlon, Inklusion im Verein und warum es sich lohnt, einfach mal zu machen.

17.10.2025 –  Anne Schlüchtermann

Christopher Bartlewski zeigt, wie Inklusion im Triathlon gelingen kann! Trotz Sehbehinderung ist er fester Teil seines Vereins und beweist: Mit der richtigen Unterstützung und dem passenden Guide ist fast alles möglich.

Christopher Bartlewski ist 28 Jahre alt, lebt in Ahlen und hat eine Sehbehinderung. Was Ihn antreibt, ist nicht der Wunsch nach Mitleid, sondern der Wille, sich weiterzuentwickeln. Im Sport, wie auch im Leben. Heute trainiert er beim ASC Ahlen und zeigt, wie Inklusion im Triathlon gelingen kann, wenn Offenheit auf den Mut zum Ausprobieren trifft.

Wie bist Du zum Triathlon gekommen?

Nach meiner Erblindung habe ich schnell gemerkt, dass Schwimmen eine Sportart ist, die ich weiterhin eigenständig ausüben kann. Später kam das Laufen dazu – zunächst mit einem Mit-Auszubildenden. 2022 entdeckte ich das Guide-Netzwerk, durch das ich erfuhr, dass Laufen mit Guide möglich ist. Diese Erfahrung hat mich stark weitergebracht, und ich bin dabeigeblieben.

Da ich schon als Kind gelegentlich Tandem gefahren bin, dachte ich: Warum nicht kombinieren? Zusammen mit meinem Guide aus Soest haben wir vor zwei Jahren unseren ersten Triathlon bei der Olympischen Distanz in Hamburg bestritten. Das Ergebnis war beeindruckend: 47 Minuten Brustschwimmen, 1:10 h Rad und unter 50 Minuten Laufen – ich war begeistert, was alles möglich ist!

Ich wollte meine Schwimmtechnik verbessern und habe mich auf Vereinssuche gemacht. Nach einem Probetraining – bei dem wir offen kommuniziert haben, dass es nicht zwingend passen muss – war schnell klar: Es passt! Ich wurde super aufgenommen und konnte mit dem Verein erste Lauf- und Radeinheiten absolvieren. Es hat sich gezeigt, dass Ausprobieren und Offenheit mehr bringen als viele Worte.

Was bedeutet Dir der Sport persönlich?

Der Sport gibt mir Struktur, Disziplin und trägt stark zu meiner persönlichen Entwicklung bei. Ich habe viel gelernt und mein soziales Umfeld vor Ort enorm erweitern können – ich bin ganz selbstverständlich Teil der Gemeinschaft. Es ist ein Ausgleich zum alltäglichen Stress und Einschränkungen.

Christopher und Bartosch auf der Laufstrecke

Welche Erfahrungen hast Du als Athlet mit Behinderung im Vereinssport gemacht – positiv wie negativ?

Anfangs gab es etwas Skepsis, aber das Ausprobieren war der Schlüssel. Ich wurde offen aufgenommen, meine Teamkollegen sind begeistert und sehr unterstützend. Es hat auch ein kleines Umdenken stattgefunden, z. B. bei der Anleitung von Übungen. Laufpartner finde ich inzwischen sehr leicht. Schwieriger ist es, Tandem-Piloten zu finden – deshalb trainiere ich oft auf der Rolle. Aber ich akzeptiere auch, wenn sich jemand Tandemfahren nicht zutraut. Es ist eben ein Miteinander. Insgesamt bin ich im ASC Ahlen sehr glücklich angekommen.


Was hat Dir den Einstieg erleichtert?

Das Guide-Netzwerk Deutschland war extrem hilfreich – ich habe dort sogar eine Schulung fürs Laufen mitgemacht, die für alle Beteiligten eine große Unterstützung war. Ich kann Vereinen nur empfehlen, dieses Netzwerk zu nutzen, z. B. für Lauf-Workshops.

Christopher und Bartosch manövrieren ihr Tandem aus der Wechselzone

Was würdest Du Vereinen raten, die inklusiver werden möchten?

Offenheit, Ausprobieren, Optimismus und ein respektvolles Miteinander sind entscheidend. Beide Seiten müssen ehrlich schauen, was möglich ist – mit klarer Kommunikation auf Augenhöhe.

Was wünschst Du Dir für die Zukunft des inklusiven Triathlons?

Ich wünsche mir, dass Behinderung irgendwann kein "Thema" mehr ist – sondern Inklusion selbstverständlich gelebt wird. Hemmschwellen sollten weiter abgebaut werden, besonders für Menschen ohne bisherigen Berührungspunkt. Kooperationen mit Netzwerken und Organisationen könnten helfen, leichter Zugang zu Guides und Unterstützern zu schaffen. Mein Eindruck ist: Die Offenheit wächst – und das macht Hoffnung!

Christopher Bartlewski und sein Guide bei World Triathlon in Hamburg

Ein zentraler Erfolgsfaktor für Christophers sportliche Entwicklung ist sein Guide - Bartosch Hämmerling. Im Training, sowie im Wettkampf. 

Das Guide-Netzwerk Deutschland bringt Menschen mit Sehbehinderung und engagierte Guides zusammen. Beide bilden ein Team, das auf Vertrauen, Spaß und gemeinsamen Zielen basiert. So wird aus individueller Leistung ein echtes Miteinander.

Wollt Ihr als Guide aktiv werden und blinde oder seheingeschränkte Athlet*innen in Eurer Nähe beim Laufen, Radfahren oder Triathlon unterstützen?
Oder habt Ihr selbst eine Sehbehinderung und möchtet den Einstieg in den Sport wagen?

Dann meldet Euch im Guide-Netzwerk Deutschland an und findet Trainingspartner*innen in Eurer Nähe!


Geschichten wie die von Christopher zeigen: Inklusion im Triathlon funktioniert, wenn Menschen und Vereine es einfach wagen.
Damit noch mehr solche Erfolgsgeschichten entstehen können, möchten wir mit unserer NRW-weiten Vereins-Umfrage erfahren, wie Teilhabe aktuell gelebt wird und welche Unterstützung Vereine brauchen, damit wir sie gemeinsam weiter stärken können.

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